Lehrer und negative Gewohnheiten

von Basti  

Oktober 29, 2017

In den letzten beiden Blogartikeln ging es um positive Gewohnheiten für Lehrer. Ich habe dir gezeigt, wie sie dein Selbstmanagement und auch dein Zeitmanagement erheblich verbessern können. Leider ist nicht alles immer positiv. Gerade negative Gewohnheiten erschweren unseren Alltag. Auch Lehrer stoßen hierbei auf eine Menge solcher schlechter Gewohnheiten, die ihren Stress und die emotionale Belastung erhöhen. Im folgenden Artikel werde ich auf einige dieser negativen Angewohnheiten näher eingehen. Ich werde sie wieder unterteilen in die Bereiche Zeitmanagement und Selbstmanagement.

Solltest du die beiden vorherigen Artikel versäumt haben, hier noch einmal entsprechenden Links.

8 positive Gewohnheiten für besseres Selbstmanagement

12 positive Gewohnheiten für besseres Zeitmanagement

Wie du Gewohnheiten (v)erlernst, erfährst du in diesem Artikel:

Als Lehrer Gewohnheiten erlernen und verlernen

Negative Gewohnheiten für dein Zeitmanagement

Multitasking

Über das Multitasking wurde schon sehr viel geschrieben. Wenn du noch zu denen gehörst, die der Meinung sind, sie würden dadurch effektiver arbeiten, muss ich dich enttäuschen. Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die genau das Gegenteil beweisen. Das Ausführen mehrerer Arbeiten gleichzeitig führt lediglich dazu, dass keine dieser Arbeiten richtig ausgeführt wird.

Multitasking eignet sich nur dann, wenn du tatsächlich verschiedene stupide Arbeiten miteinander verknüpfst. Darunter verstehe ich beispielsweise, gleichzeitig deine Materialien zu ordnen und einen Stapel Papier durch den Scanner laufen zu lassen. Diese beiden Arbeiten benötigen nicht gerade viel Konzentration, sind daher also durchaus gleichzeitig durchführbar.

Sobald du dich aber auf eine Arbeit konzentrieren musst, ist vom Multitasking abzuraten. Deine Aufmerksamkeit ist nicht in der Lage, mehrere geistig ansprechende Aufgaben effizient zu erledigen. Mach daher Schluss damit, dich während der Unterrichtsvorbereitung vom Fernseher berieseln zu lassen. Du kannst auch nicht gleichzeitig korrigieren und eine Unterhaltung mit einem Kollegen führen. Dies erhöht deine Fehlerrate enorm.

Du glaubst mir nicht? Diese Artikel raten dir ebenfalls davon ab, mehrere Tätigkeiten gleichzeitig durchzuführen:

Multitasking – Alles gleichzeitig funktioniert nicht (www.zeit.de)

Multitasking – Mythos oder machbar? (wdr.de)

Du wirst sehr schnell merken, wie sich deine Produktivität erhöht.

E-Mails und Social Media während der Arbeit

Eine der ganz großen Schwierigkeiten, denen wir uns bei der Arbeit vor dem Computer stellen müssen, sind die sozialen Medien. Sicher weißt du selbst, wie schwierig es ist, während Arbeit am PC bei der Sache zu bleiben. Schnell wird aus einem kurzen Facebook-Check ein halbstündige Ausflug auf deine Zeitleiste.

Genauso verhält es sich mit E-Mails. Kurz einmal zwischendurch den Posteingang zu checken, kann sehr schnell zu einer enormen Ablenkung werden. Wenn dann auch noch das bimmeln einer WhatsApp-Mitteilung dazu kommt, ist es schnell vorbei mit der Konzentration. Lies dazu auch meinen Artikel zum störungsfreien Arbeiten.

Um diesen Zeitfallen zu entgehen, gibt es verschiedene Strategien. Zunächst solltest du während der Arbeit auf jeden Fall dein Handy abschalten. Stelle sicher, dass du keine Push Nachrichten von WhatsApp oder deinem E-Mail Anbieter bekommst. Gewöhne dir auch ab, während der Arbeit überhaupt Facebook zu checken. Für diejenigen, die dazu gar nicht in der Lage sind, gibt es sogar hilfreiche Tools, die dich vor Ablenkungen schützen.

Deine Produktivität wird sich um ein Vielfaches steigern, wenn du es schaffst, den sozialen Medien, den E-Mails oder den SMS fernzubleiben. Mach dir einfach klar: Wenn du arbeitest, bist du nicht erreichbar. Hast du etwas zu tun, bist du nicht in den sozialen Medien unterwegs. Auch mir fiel dieser Schritt am Anfang schwer. Jedoch darfst du mir glauben, dass sich der Verzicht auf soziale Medien während der Arbeitszeit sehr positiv auf mein Zeitmanagement ausgewirkt hat.

Tätigkeiten nicht priorisieren

Überforderung entsteht zumeist nicht lediglich durch das Vorbereiten des Unterrichts. Dieser Aufgabe wären wir alle gewachsen. Wenn jedoch dazu noch mehrere schwierige Schüler stoßen, eine Konferenz angesetzt ist, die Zeugnisse geschrieben werden müssen und der Klassenausflug am Ende des Jahres geplant werden soll, kann dies sehr schnell Stress führen. Wer dann versucht, all diese Tätigkeiten perfekt durchzuführen, ist schnell am Ende seiner Kräfte.

Falls du stets versuchst, an allen Fronten gleichzeitig zu kämpfen, kannst du nur verlieren. Wenn du dir allerdings klar machst, dass eben bestimmte Aufgaben wichtiger sind als andere, hast du die Möglichkeit, dich selbst zu entlasten. Es gilt, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Oft hält uns jedoch das schlechte Gewissen davon ab, uns einzugestehen, dass wir nicht alles immer perfekt machen können. So rackern wir uns ab, bis wir selbst auf dem Zahnfleisch gehen. Sind wir erst k.o., fällt es uns dann nur noch umso schwerer, unseren Alltag wieder in vernünftige Bahnen zu lenken

Gewöhne dir also ab, dich bei allzu vielen Aufgaben verrückt zu machen. Mache dir klar, welche aktuell die wichtigsten Aufgaben sind. Bringe das schlechte Gewissen zum Schweigen. Wenn es sich doch meldet, sage dir selbst: „ich habe ein Recht darauf, Prioritäten zu setzen.“ Lies dazu auch meinen Superman-Syndrom: Ich muss alle retten.

Jeden Tag Unterricht planen

Ich sage es nicht ganz ohne Stolz: Für die Planung meines Unterrichts für eine Woche brauche ich zumeist nicht mehr als zwei Nachmittage. Um noch genauer zu sein: Ich gebe mir selbst nicht mehr als zwei Nachmittage.

In meinem Artikel zum Stapeln erläutere ich dir genauer, wie ich dabei vorgehe. Die Vorteile dieser Methode sind klar.  Ich entlaste mich selbst für den Rest der Woche und erhöhe auch meine Geschwindigkeit beim Planen, da ich mich nicht immer erst wieder in diese Tätigkeit hinein denken muss. Es entstehen auch weitere Vorteile, zum Beispiel der, dass ich mich nicht jeden Morgen in die Warteschlange vor dem Kopierer einreihen muss.

Viele Lehrer sehen dies jedoch skeptisch. Sie denken, dass sie den Ansprüchen dann nicht gerecht werden können. Ich kann dir nur empfehlen, dich von dieser Denkweise zu verabschieden. Das tägliche Planen des Unterrichts kostet dich wesentlich mehr Zeit, als wenn diese Tätigkeit auf einen oder zwei fixe Tage verlegst.

Kein Zeitlimit setzen

Gehörst du zu denen, die um drei zu arbeiten beginnen, mit einem bestimmten Ziel vor Augen, das erreicht werden soll? Damit ist schon mal ein guter Schritt getan. Du setzt dir Ziele, und planst im Voraus. Wenn es dir jedoch des Öfteren passiert, dass du einfach viel zu lange für die Erfüllung dieser Ziele benötigst, machst du einen grundlegenden Fehler.

Es ist ja schön und gut, sich Ziele zu setzen. Genauso ist es jedoch wichtig, sich ein Zeitlimit für die Erreichung dieser Ziele festzulegen. In meinem Artikel über das parkinsonsche Gesetz erläutere ich auch genau, warum. Die Kurzfassung: Je mehr Zeit du zur Verfügung hast, umso länger dauern deine Tätigkeiten.

Im Ergebnis bedeutet das, dass du für eine Tätigkeit, die eigentlich 1 Stunde einnimmt, plötzlich 3 Stunden benötigst, weil eben 3 Stunden zur Verfügung stehen. Klare Zeitlimits helfen gegen diese Problematik. Das Setzen von Zeitlimits sollte bei deiner Unterrichtsvorbereitung eine hohe Priorität haben.

Negative Gewohnheiten für dein Selbstmanagement

Es allen recht machen wollen

Gerade Lehrer neigen dazu, es verschiedenen Interessengruppen recht machen zu wollen. Dabei spreche ich nicht nur von den verschiedenen Schülern. Es gilt, die Eltern glücklich zu stimmen, administrative Vorgaben zu erfüllen, Kollegen glücklich zu machen, den Chef zufrieden zu stellen und den eigenen Erwartungen gerecht zu werden.

Dies ist nicht immer möglich. Um nicht zu sagen unmöglich. Darum solltest du dich sehr bald von dieser Denkweise verabschieden. Du wirst es niemals allen vollständig recht machen können und es wird dich mehr Energie kosten, als du dir eingestehen willst.

Entferne dieses Denkmuster aus deinem Gehirn. Setze auch hier Prioritäten. Nicht jeder Bürokram muss perfekt sein. Nicht allen Eltern wirst du es recht machen können. Nicht mit allem, das du tust, wird der Chef einverstanden sein. Höre auf, dich schuldig zu fühlen.

Die Schuld bei sich suchen

Es gibt so vieles, das tagtäglich falsch läuft. Disziplinprobleme, mangelhafte Ausstattung, zu schlechte Noten… Es ist nicht einfach, dabei immer positiv zu bleiben. Schnell kommt die Frage auf: „Habe ich etwas falsch gemacht?“

Gerade von außerhalb heißt es sehr oft: „Der Lehrer ist schuld.“ Es ist nicht so einfach, sich dieser Denkweise zu verschließen. Auch wir selbst haben früher sehr gerne als erstes unseren Lehrern die Schuld gegeben und erst dann bei uns selbst zu suchen begonnen. Vielleicht war ja doch etwas dran?

Alle Schuld bei sich selbst zu suchen ist jedoch mehr als kontraproduktiv. Wer sich selbst für alle Missstände verantwortlich macht, begibt sich auf einen sehr deprimierenden Pfad. Dieses Denkmuster sollte dringend unterbrochen werden.

Ich stattdessen habe die Erfahrung gemacht, dass ein gezieltes Auseinandersetzen mit einzelnen Problemen sehr viel mehr Fortschritte mit sich bringt. Anstatt sich selbst zu geißeln, weil die Klasse wieder unruhig war, sollte man gezielt reflektieren. An welchen Stellen waren sie besonders unruhig? An welchen waren sie ruhiger? Was kann ich verändern? Was kann ich definitiv nicht verändern und muss es akzeptieren?

Höre auf damit, dich selbst für alle negativen Erfahrungen verantwortlich zu machen. Finde lieber heraus, was du ändern könntest. Mache dir auch klar, für welche Umstände du tatsächlich nichts kannst. Lass dich dadurch aber nicht zu der falschen Denkweise im nächsten Abschnitt verleiten.

Ich kann doch eh nichts ändern

Genauso ist es nämlich kontraproduktiv, alle Schuld und Verantwortung von sich zu schieben. Dadurch nimmt man sich nämlich selbst sämtliche Handlungsmöglichkeiten. Man begibt sich freiwillig in die Opferrolle. Jeglicher Spielraum für Veränderung wird dadurch automatisch ausgelöscht.

Es ist wichtig, sich von solchen Gedanken zu distanzieren. Ein anderes Mindset ist nötig. Viel sinnvoller ist es doch, sich den Dingen, die man ändern kann, anzunehmen. Verstehe, dass du es selbst in der Hand hast, etwas zu verändern. Sich auf einem kaputten System auszuruhen, bringt keine Veränderung.

Lies dazu meinen Artikel „Das System ist schuld“. Darin gehe ich näher auf die Problematik der Opferhaltung ein.

Fazit zu negativen Gewohnheiten bei Lehrern

Es kann festgehalten werden, dass es eine Menge schlechter Gewohnheiten unter Lehrern gibt. Sind diese mit schlechtem Zeitmanagement verbunden, so führen sie zu erhöhtem Stress. Schlechte Gewohnheiten im Bereich des Selbstmanagements dagegen führen zu erhöhter emotionaler Belastung.

Wie aber verliere ich solche Gewohnheiten? Lies dazu unbedingt meinen nächsten Artikel. In diesem werde ich im Detail erläutern, wie du gute Gewohnheiten erlernst und schlechte Gewohnheiten verlernst, bzw. ersetzt.

Das kannst du sofort umsetzen

Reflektiere genau. Welche negativen Gewohnheiten belasten dich? Welche davon würdest du gerne loswerden? Habe ich negative Gewohnheiten unter Lehrern vergessen? Lade dir die Anleitung zum (v)erlernen von Gewohnheiten gratis herunter. Lass mich wissen, ob sie dir geholfen hat! Ich freue mich über jeden Kommentar.

Bis zum nächsten mal.

Und vergiss nicht: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.

Basti


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