Lernen lernen: Assoziationen als erfolgreiche Lernstrategie

Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten kann man unterstützen, indem man Ihnen im Alltag und auch im Unterricht Lernstrategien an die Hand gibt. Besonders hilfreich sind Techniken, die auf individuellen Assoziationen basieren.

Assoziations- und Verknüpfungstechniken

Der Transfer neuer Informationen ins Langzeitgedächtnis funktioniert am besten, wenn diese Informationen direkt mit dem eigenen Vorwissen verknüpft werden. Oft hilft es, wenn diese Verknüpfungen zusätzlich mit ungewöhnlichen Vorstellungsbildern angereichert werden. Unser Gehirn langweilt sich nicht gerne – Außergewöhnliches können wir uns einfach besser merken. Wenn dann noch positive Emotionen hinzukommen, wird der Lernprozess optimal unterstützt. Es gibt zahlreiche Lernstrategien, die diese Funktionsweise der individuellen Informationsverarbeitung nützen.

 

Analogienbildung

Bei Analogiebildungen wird auf bereits bekannte Konzepte zurückgegriffen. Dabei ist ein emotional besetzter Vergleich häufig am hilfreichsten.
Beispiel: „Auto – Gewehrkugel“. Ein Auto ist meist positiv emotional besetzt. Um Kindern die Gefahr eines schnell fahrenden Autos trotzdem deutlich zu machen, kann man sich etwa des Beispiels einer Gewehrkugel bedienen. Den Kindern wird klar sein, dass diese nicht gefährlich wäre, wenn sie nur rollen würde. Wird die Kugel allerdings geschossen und ist sie damit schnell wie ein fahrendes Auto, haben die Kinder ein emotionales Verständnis von der davon ausgehenden Gefahr. Sie sind daraufhin in der Lage, die Gefahr eines schnell fahrenden Autos besser einzuschätzen.

Eselsbrücken

Ähnlich funktionieren Eselsbrücken. Mit dieser bekannten Eselsbrücke etwa merken sich Kinder seit Generationen den Gang der Sonne:

Die Eselsbrücke funktioniert dann, wenn der umgebende Zusammenhang bekannt ist (hier: Himmelsrichtungen) und die neue Information in diesen Zusammenhang eingefügt werden kann. Besonders eingängig sind solche Eselsbrücken in Form von Merksprüchen, die durch ihren Rhythmus, Reimwörter und die entsprechenden Vorstellungsbilder weitere Anknüpfungspunkte bereithalten. Als Eselsbrücken gelten auch eingängige Bilder ohne Reime, die komplexe Sachverhalte reduzieren helfen:

 

„Im Frühling holen wir die Gartenmöbel aus der Garage, im Winter stellen wir sie wieder zurück.“

Dieses Bild symbolisiert das Vorstellen der Uhr im Frühling und das Zurückstellen im Herbst. Mit Eselsbrücken zu lernen ist eine relativ nachhaltige Methode, auch wenn es zunächst manchmal umständlich erscheint.

Locitechnik

Das Prinzip der Locitechnik beruht darauf, sich im ersten Schritt bildhafte Vorstellungen von den zu lernenden Begriffen zu machen, um diese dann im zweiten Schritt mit bekannten Orten zu verknüpfen.
Beispiel: Jedes Kind wählt einen ihm bekannten Weg z.B. den Schulweg oder auch einen „Weg“ entlang des Körpers von den Füßen bis zum Kopf. Verfolgt man das Beispiel des Schulweges weiter, sucht das Kind als erstes markante Stellen heraus, wie eine besonders auffällige Laterne, eine Brücke oder ein Baum. Die zu lernenden Begriffe wie Schlange, Faultier und Affe werden nun so in das Bild des Ortes integriert, dass sie möglichst starke Bilder erzeugen. Die Schlange liegt also nicht einfach neben der Laterne, sondern windet sich um die Laterne herum.

Dabei können teils sehr skurrile Ideen entstehen, die gerade dadurch besonders gut zu merken sind. Weil der Schulweg immer einer gewissen Reihenfolge folgt, sind auch die zu lernenden Begriffe auf diese Weise angeordnet. Die Locitechnik kann man verwenden, wenn Dinge oder Ereignisse in einer bestimmten Reihenfolge auswendig zu lernen sind.

Schlüsselwortmethode

Vor allem beim Vokabellernen, aber auch für andere Lerninhalte, wird die Schlüsselwortmethode erfolgreich eingesetzt. Hierbei sucht man für das unbekannte Wort einen Begriff, der in der Muttersprache ähnlich klingt, um dann ein dazu entsprechendes Bild mit dem Bild der Übersetzung zu verknüpfen.
Beispiel: Der englische Begriff „lion“ klingt ähnlich wie das deutsche Wort „leihen“. Zu diesen beiden Begriffen wird nun ein Bild oder eine Geschichte erfunden, z.B. “Seit gestern kann man sich im Zoo einen Löwen leihen!” Diesen Satz spricht man sich laut vor, stellt sich die Situation möglichst bildlich vor und setzt an das Ende nochmals die zu lernende Verknüpfung bzw. Vokabel: “Löwe – lion”

Fragen stellen

Wenn Kinder eigene Fragen formulieren, die ein vorgegebener Text beantwortet, fördert dies ein tiefergehendes Verständnis. Auf diese Weise können Kinder einen Inhalt automatisch so gut durchdringen, dass passende Aufgaben und Fragen entstehen.

Individuelles Lernen

Alle hier genannten Lernstrategien bauen darauf auf, individuelle Verknüpfungen zu ermöglichen. Durch diese Herangehensweise sind die individuell aufgearbeiteten Informationen zunächst meist nur noch für den Lernenden selbst zugänglich. Aus diesem Grund ist es wichtig zu üben, die Gedanken auch laut zu kommunizieren. So wird sichergestellt, dass die Gedankengänge prinzipiell richtig sind und das individuelle Wissen zudem zu “geteiltem Wissen” wird.

Mehr zu Lernstrategien für Unterricht und Schule erfahren Sie auch in unseren kostenlosen alphaPROF-Kursen.

Bildquelle: LegaKids Stiftungs GmbH

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