Schule auf Augenhöhe...

Gedanken meiner letzten Woche...

neulich habe ich bei Sassi von @liniert_kariert im Instagram einen wahnsinnig tollen Post gelesen: Es ging um Schule auf Augenhöhe, um das aus der Reihe tanzen... ums anders sein... ach eigentlich ums Überleben in einer Schule und einer Gesellschaft, die sich schwer tut, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind.

Gesamtlehrerkonferenz zum Start des zweiten Semesters:
Meine letzte Gesamtlehrerkonferenz bestand zum Großteil aus einem Video und der Anschlußdiskussion, wie man School Shootings vermeiden könnte... Meine Schule geht vom Kindergarten bis zum Abitur. Also geht es uns alle etwas an.

Das Herzzerbrechende Video verlinke ich euch mal hier. Achtung das ist im Youtube!


In der Pause:
Morgens in der Pause treffe ich einen Sechstklässler, ich grüße ihn mit Guten Morgen Max. Er ist erstaunt, dass ich seinen Namen noch weiß. Heute hat ihn noch niemand mit seinem Namen angesprochen. Bei mir war er in der ersten und zweiten Klasse...

Ich stehe in der Mathestunde:
Wir wollen mit der Multiplikation beginnen. Zwei Mädchen haben Spielzeug dabei. Ich bitte sie es einzustecken, damit wir anfangen können. Ich schreibe den Titel an die Tafel. Ich drehe mich um. Eine Schülerin hat das Spielzeug wieder ausgepackt und wedelt damit herum, natürlich quatschender Weise... Ich schimpfe... das Mädchen weint.

Ich bin sauer und traurig... ich bin die letzte, die weinende Kinder im Unterricht mag. Aber manchmal reagiert man falsch. Wie kann man da an sich selbst arbeiten?

Kleine Schritte:
In den letzten zwei Wochen haben wir probeweise die freie Sitzplatzwahl in Arbeitsphasen getestet. Es war super. Du darfst dir einen Platz zum arbeiten aussuchen: du musst dort leise und konzentriert arbeiten können.
Fensterbänke wurden benutzt, die Foamy Leseecke. Die zwei extra Tische sind heiß begehrt und aus unseren Sitzkreisplastikhockern  wurden Minigruppeninseln gefertigt. Das Arbeiten verlief bei 21 von 23 Kindern toll.
Bei zwei Kindern musste ich ans Leise und ans Arbeiten erinnern. Aber insgesamt war es super.

Lernstationen zum Mitentscheiden:
Alle öffnen jetzt das Buch und machen Seite 31, Nummer 3, 4 und 5. - Funktioniert bei mir nicht wirklich gut.
Ich versuche verschiedene Aufgaben bereitzustellen, vielleicht 3 bis 5, der Schüler darf damit anfangen, wo er sich sicher fühlt, etwas verstanden zu haben. Schnell bilden sich Helfer. Einer hat die Aufgabe 3 gemacht, er kann sie auch gut erklären. Der Andere hat mit Aufgaben 5 angefangen...
Nur wenige Schüler wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen... Ich setze mich an den Beratertisch... da gibt es jeweils nochmal Material zum Legen oder testen. Da lösen wir die ersten Aufgaben gemeinsam.

Frontale Erklärungen auf ein Minimum reduziert:
Während dieser Zeit dürfen die Spielzeuge in der Spielzeugsammelkiste sitzen. Dann geht es los. Wer noch nicht genau weiß, was zu tun ist, kommt zu mir oder fragt den Mitschüler, mit dem er sich zum Arbeiten zusammensgesetzt hat. Klingt chaotisch, funktioniert aber prima.

Selbstevaluation:
Für die Schüler habe ich ein Evaluationsblatt erstellt: Mein Wochenfortschritt. Die Punkte die wir beobachten besprechen wir am Montag, am Freitag bewerten sich die Schüler selbst. Ab und zu bewerte auch ich die Schüler und wir besprechen die Punkte, die noch nicht so gut funktionieren. Schon nach der ersten Selbstbewertung, konnte ich bei meinen Schülern eine klare Verbesserung bemerken, was ihr Arbeitsverhalten und die Mitarbeit angeht.
Das Arbeitsblatt dazu findet ihr gratis in meinem Shop beim Lehrermarktplatz.

Und dann der wichtigste Punkt: Die Schüler evaluieren mich.

Habe ich diese Woche anschaulich erklärt?

Hat der Unterricht Freude gemacht?

War ich fair?

Dazu hänge ich Smileys in der Klasse auf. Die Schüler dürfen sich zum Smiley stellen. Wenn ich bei jemandem ganz schlecht abschneide, besprechen wir das im Klassenrat. Ich höre dann zu.
So wie wenn ich einen Punkt mit einem Schüler bespreche und dieser zuhören muss.

Ihr glaubt nicht, wie fantastisch das ist. Die Schüler merken, dass mir ihre Meinung wichtig ist.
Im Falle meines Weinenden Mädchens, gab es natürlich Beschwerden. Ich habe mich entschuldigt, dass ich geschimpft habe, aber der Klassenrat hat bestimmt, dass es auch nicht richtig war, dass das Mädchen gespielt hat.

Schule auf Augenhöhe... das muss sein, Schritt für Schritt...


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