Kreativität fördern

Kreativität zu fördern verlangt Toleranz, Geduld, Offenheit und Akzeptanz – Qualitäten, die uns oft fehlen, wenn wir im Alltag alles andere zu tun haben. Wir alle wollen zwar kreative Kinder, doch verhalten wir uns unbewusst oft so, dass wir ihre natürliche Kreativität zerstören und sie daran hindern, zu „Höhenflügen“ abzuheben. Manchmal ist es gut, sich über solche Kreativitätsfallen Gedanken zu machen.

1. Kinderfragen unterbinden.
Kreative Kinder stellen viele Fragen. Eine Frage, die uns Erwachsenen dumm vorkommt, kann für den Denkprozess eines Kindes wichtig sein. Nehmen wir Kinderfragen ernst.

2. Fragen beantworten.
Kinderfragen ernst zu nehmen, bedeutet nicht, sie gleich zu beantworten. Wir sollten uns angewöhnen, nur Antworten zu geben, auf die die Kinder nicht von selber kommen können. Manchmal stellt ein Kind eine Frage, deren Antwort es selber finden kann, wenn es darüber nachdenkt. Oder es kann (mit unserer Hilfe) einen Weg finden, um auf die Lösung zu kommen. Gewöhnen wir uns an, eine Frage mit einer Frage zu beantworten: „Was meinst du?“ – „Wie könntest du die Antwort finden?“

3. Überorganisierung.
Wenn jeder Moment des Tages mit Aktivitäten gefüllt ist, bleibt keine Zeit mehr, um nachzudenken und zu reflektieren, allein zu sein mit den eigenen Gedanken, eine Idee weiter zu verfolgen.

4. Keine Wahl lassen.
Wenn Lehrpersonen allen Kindern in der Klasse die gleiche Aufgabe stellen, bleibt kein Raum mehr für eine Auswahl, für Varianten. Die Kinder lernen, brav zu tun, was von ihnen erwartet wird. Toll, um einen standardisierten Test zu bestehen, nicht so toll, um kreativ zu denken.

5. Nur den einen richtigen Weg akzeptieren.
Ob es darum geht, den Geschirrspüler zu füllen oder eine Textaufgabe zu lösen: Kindern soll erlaubt werden, nach eigenen Wegen zu suchen. Wenn wir nur einen einzigen Weg als richtig ansehen und alle andere Vorgehen als falsch, verschließen wir die Gelegenheit, Möglichkeiten zu entdecken und herauszufinden, welches der beste Weg für jede Persönlichkeit ist.

6. Ein Beispiel vorgeben.
Beispiele fördern bequemes Denken. Wer kennt nicht die Situation: Eine Vertretung hat unsere Klasse einige Zeit betreut und die Kinder schreiben einen kurzen Dankesbrief. Wenn wir den möglichen Inhalt vorher besprechen und zusammen ein Beispiel formulieren, kommen die Briefe alle sehr ähnlich heraus. Alle schreiben, „es war nett mit Ihnen“, stellen die gleichen Fragen und der Schlusssatz ist bei allen identisch. Geben wir jedoch kein Beispiel vor, entstehen die verschiedenartigsten Briefe mit den vielfältigsten Ideen und persönlichen Erinnerungen an die Zeit mit dieser Lehrperson.

7. Ideen blockieren.
Kinder haben eine Menge Ideen und Vorstellungen über Dinge, die sie ausprobieren möchten. Viele davon werden nicht funktionieren, das wissen wir Erwachsenen. Und wir sagen das den Kindern. Damit „schießen“ wir ihre Ideen ab, ihren Enthusiasmus und ihr Vertrauen ins Gelingen. Stellen wir ihnen doch stattdessen Fragen, um sie in ihrem Entdeckergeist zu ermutigen! Bestimmt bemerkt das Kind den Fehler selber früh genug. Es wird nach einem neuen Weg suchen, bis sein Vorhaben doch noch gelingt. Es wird scheitern und es aufs Neue wagen. Das sind wertvolle Erfahrungen, von denen das Kind mit entsprechender Ermutigung lernen kann.

Bild: fietzfotos