LRS und Sprache Teil 4: Laute und Buchstaben

Reihe „LRS und Sprache“

Derzeit veröffentlichen wir in lockerer Folge Beiträge zum Themenkreis Sprachentwicklung, Sprachbewusstheit und LRS. Heute lesen Sie „Sprechen lernen, Sprachwissen, Sprachbewusstheit“. Die weiteren Beiträge behandeln folgende Themen:

1: Sprechen lernen, Sprachwissen, Sprachbewusstheit
2: Silben, Reime, Zungenbrecher
3: Das Wortkonzept aus der Perspektive der Lernenden

Buchstabenkenntnisse – Laute und Buchstaben

Falls ein Kind gravierende Schwierigkeiten hat, Lesen und Schreiben zu lernen, sollten seine Kenntnisse von Buchstaben ermittelt werden:

  • Beherrscht das Kind am Ende des ersten Schuljahres alle Buchstaben?
  • Beherrscht es die wichtigen Grapheme, die aus zwei oder drei Buchstaben bestehen, wie >sch<, >st<, >ch<?
  • Hat das Kind Schwierigkeiten, Buchstaben unterschiedlicher Schriftarten zu erkennen?

Fälschlicherweise wird häufig angenommen, beim Erlernen der Buchstaben ginge es um die Unterscheidung kleinster Unterschiede bei optischen Gestalten. Dabei geht es gerade um die Abstraktion von unwesentlichen Details und das Erkennen der charakteristischen Merkmale eines Buchstaben. Buchstabenerkennung ist nicht nur ein Differenzierungs-, sondern auch ein Abstraktionsprozess, wenn man etwa an unterschiedliche Schriftarten denkt.

Auch die Unterscheidung von Lauten als kleinster Bestandteile unserer Sprache wird oft als selbstverständlich vorausgesetzt. Dabei ist dieser bewusste Umgang mit Lauten gar nicht so einfach:

Laute unterscheiden

Lehr- und Lernvideo „Die Laute und der Wanzentanz“
Online-Lernspiel „Der orme Ürre“
Info sowie Spielideen „Lustiges Hörtraining“ und „Nuscheln und Murmeln“
Arbeitsblatt: „Laute verändern die Bedeutung von Wörtern!“

Die Bedeutung von Selbstlauten – mehr Laute als Buchstaben

Von besonderer Bedeutung – sowohl für das Erkennen von Silben als auch die spätere Vokallängendifferenzierung und die damit einhergehenden Rechtschreibregeln – ist die Unterscheidung zwischen Selbstlauten und Mitlauten.

Selbstlaute und ihre Funktion

Lehr- und Lernvideo „Das arme O im Zoo“
Online-Lernspiel “ Wer hat das „ei“ geklaut?“
Info sowie Spielideen „Namen ohne Selbstlaute“ und „Selbstlaute sind selber laut!“
Arbeitsblatt „Selbstlaute lassen die Sprache klingen. Kennst du alle Selbstlaute?“

Wenn Kinder verstehen, was Selbstlaute sind und wie wichtig sie für unsere Sprache sind, dann können sie eine weitere wichtige Erkenntnis erlangen:

Es gibt in unserer (Schrift-)Sprache mehr Laute als Buchstaben! Dieses Wissen hilft dabei, zu verstehen, warum die deutsche Rechtschreibung durchaus schwierig sein kann. Es gibt eben nicht nur a, e, i, o und u wie am Anfang von Ameise, Esel, Igel, Ofen und Uhu, sondern auch ganz anders gesprochene Selbstlaute, für die wir dieselben Buchstaben verwenden: Wie die Selbstlaute am Anfang von Affe, Essen, Insel, Onkel und Unke.

Gespannte und ungespannte Selbstlaute – Vokallängendifferenzierung

Lehr- und Lernvideo: Der gefeselte Essel – Ein Rap für Lurs
Online-Lernspiel „Schal oder Schall“
Info sowie Spielideen „Kurze und lange Selbstlaute“
Arbeitsblatt „Kurzvokalstadt und Langvokalhausen“

Eine weitere Schwierigkeit: Lautieren und Buchstabieren

Ja, und dann gibt es da noch eine besondere Hürde, die den meisten Erwachsenen nicht bewusst ist: Wir haben den Buchstaben Namen gegeben, die wir aussprechen, wenn wir das ABC aufsagen. Das ist aber äußerst verwirrend, denn an der Stelle in einem Wort, an der z.B. ein W steht, sagen wir ja nicht „we“. Besonders deutlich wird das bei einem so außergewöhnlich benannten Buchstaben wie dem Y. Das Wort Baby etwa sprechen wir ja nicht „Beabeypsilon“ 🙂

Buchstabenname und Buchstabenlaut

Lehr- und Lernvideo „Lurs‘ Falle und die Elefantenzauberei“
Online-Lernspiel “ Lursis Laute füttern“
Info sowie Spielideen „Buchstabenkärtchen“ und „Lautieren mit dem Ball“

Fazit

Am Ende unserer Reihe lautet das Fazit: Sprache und Schrift – so eindeutig, wie wir Erwachsenen das häufig empfinden, ist der Zusammenhang zwischen beidem nicht. Lasst uns die Kinder entsprechend ihrem Erkenntnisstand, ihrem Lerntempo und ihren Vorstellungen im Prozess des Schriftspracherwerbs begleiten. Lesen und Schreiben zu lernen ist das Recht eines jeden Kindes!

Bildquelle: Screenshot „Lurs-Akademie“ @ LegaKids Stiftungs-GmbH

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