Schulimpulse

Zeitreisen: Zeitformen im integrativen Deutschunterricht


Vom Sehen zum Verstehen: Das Schätzen ab Klassenstufe 1 entwickeln
Interview mit Marion Gutzmann
Das Zahlenbüchlein: Geschichten und Merksprüche zu den Ziffern 0 bis 9
Du bist, wo du sitzt – Eine Frage der Sitzordnung
Individuelles Schreiben – kreative Schreibprozesse anregen und fördern
Wortschatzarbeit – Schleichdiktate im integrativen Deutschunterricht
Fibonacci-Zahlenfolgen als Übungsformat
Bildung und Nachhaltigkeit: Ein grüner Daumen für den Schulgarten

Die Zeitformen der Verben werden in der Grundschule zumeist ab Klasse 3 systematisch erarbeitet. Die Erarbeitung zielt darauf ab, dass die Kinder die Formen nicht nur intuitiv verwenden, sondern auch erklären können, wie sie gebildet werden. Deutschlernende Kinder können an dieser Stelle mit ihrem Sprachwissen oft überraschen.

Das Thema „Zeitformen“ kann mithilfe einer Zeitmaschine spielerisch und kindorientiert eingeführt und durch Gespräche über Zeitreisen begleitet werden. Dadurch findet die Klasse Freude am gemeinsamen Austausch über „vergangene und zukünftige Zeiten“, wobei die Kinder erste Schreibideen für eigene Geschichten entwickeln können (→ vgl. individuelles Schreiben).

Der integrative Deutschunterricht zeichnet sich dadurch aus, dass die verschiedenen Lernbereiche miteinander verbunden werden. Dabei steht ein gemeinsames Thema im Mittelpunkt, z.B. „Auf Zeitreise“.

siehe auch

Interkulturelle Bildung und Erziehung
Sprachsensibler Unterricht mit Dingsda-Box und Teekesselchen
Werteorientierung in der Grundschule
Gezieltes Zuhören und bewusstes Sprechen als Schlüssel für einen mündigen Sprachgebrauch

Verbformen

Indem sie die Bildung der Verbformen untersuchen, beschäftigen sich die Kinder mit den einzelnen Wortbestandteilen (Vorsilben, Wortstämmen, Endungen) und können „Baupläne der Sprache“ erkennen. Das ist nicht zuletzt für die Weiterentwicklung der Rechtschreibung von Bedeutung, da Regeln der Wortbildung bewusst gemacht werden. Dabei stößt man selbstverständlich auf Unregelmäßigkeiten der Sprache, über welche die Klasse ins Gespräch kommen kann. Die unregelmäßigen Verben „sein“ und „haben“ nehmen dabei eine besondere Stellung ein. Diese beiden Verben werden von den meisten Schülern zunächst noch nicht als solche erkannt. Die Veränderung der Stammvokale (z.B. ich fahre – er fährt) ist ebenfalls eine Besonderheit bei der Verbbildung, welche sich zu untersuchen lohnt. Bei der Bildung der Vergangenheitsformen stellt der Wechsel des Stammvokals bei der starken Flexion (z.B. ich gehe – ich ging – ich bin gegangen) eine „Stolperstelle“ für viele (auch muttersprachliche) Kinder dar.

Zeitformen

Nach der Erarbeitung der Personalformen im Präsens (ich lache, du lachst, …) wird häufig das Präteritum als Vergangenheitsform behandelt. Obwohl das Präteritum vor allem im schriftlichen Sprachgebrauch verwendet wird („Er rief mich an.“) und einige Formen immer seltener genutzt werden („Wohin gingst du?“), ist es günstig, das Präteritum als erste Vergangenheitsform einzuführen, da es analog zum Präsens ohne Hilfsverb (haben/sein/werden) gebildet wird. Die Veränderung der Verbform ist hier deutlich erkennbar.

Sowohl das Perfekt als auch das Futur I werden – anders als Präsens und Präteritum – mit einem Hilfsverb gebildet (Ich habe dich gesehen./Ich werde dich sehen.). Sie können somit durchaus nacheinander und/oder vergleichend erarbeitet werden. Plusquamperfekt und Futur II werden in der Grundschule nicht behandelt, können aber dennoch als weitere Zeitformen aufgegriffen werden.

Es bietet sich an, die Zeitformen zunächst in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu unterscheiden und durch die alltagssprachlichen Wörter „jetzt“, „gestern“, „morgen“ zu beschreiben. Sobald die zweite Vergangenheitsform erarbeitet wird, können die Fachbegriffe Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur eingeführt werden und auf Merkplakaten im Klassenzimmer gut sichtbar ausgehängt werden.

siehe auch:

Bildergeschichten erzählen und schreiben
Leseplakat zu "Ben liebt Anna"
Kreatives Schreiben - Wolkengeschichten
Gezieltes Zuhören und bewusstes Sprechen als Schlüssel für einen mündigen Sprachgebrauch
Sprachsensibler Unterricht mit Dingsda-Box und Teekesselchen
Stufengedichte schreiben – Wörter werden zu Sätzen
Knopfgeschichten - Für sich und andere schreiben
Mit Präpositionen reimen
Kinder verfassen Gedichte
Komplexe Leistung: Wintergedichte
Komplexe Leistung: Sommerferien
Wortschatzarbeit – Schleichdiktate im integrativen Deutschunterricht
Erarbeitung des M: Mama Maus mag Dinge mit M
Erarbeitung des M mit der Buchstabenkiste
Lesen und Schreiben im Anfangsunterricht: Wir kochen eine Buchstabensuppe
Individuelles Schreiben – kreative Schreibprozesse anregen und fördern

Aktivitäten zu den Lernbereichen

Sprechen und Zuhören: Erzählkreis

Hierbei kann ein aktueller Feier-/Gedenktag (→ vgl. Fibonacci-Tag) oder ein historisches Thema ebenso als Gesprächsanlass genutzt werden, wie ein persönlicher Impuls („Als ich ein Baby war …“, „Wenn ich groß bin …“), um mit Kindern über vergangene oder zukünftige Zeiten ins Gespräch zu kommen. Aufgabe der Lehrperson ist es, das Gespräch (z.B. durch Nachfragen) zu moderieren und Freude der Kinder am gemeinsamen Austausch zu wecken. 

Sprache untersuchen: Die Zeitmaschine der Wörter

Die Zeitformen können durch eine Zeitmaschine mit Wortkarten visualisiert werden. Die Zeitmaschine kann zur Einführung, Wiederholung oder Übung genutzt werden und auf individuelle Lernbedürfnisse angepasst werden. Die Lehrperson kann Verben (starke und schwache) als Wortkarten vorbereiten oder gemeinsam mit der Klasse suchen. Diese werden anschließend in die Zeitmaschine gegeben. Durch Würfeln oder nach dem Zufallsprinzip kann eine Zeit- und Personalform bestimmt werden, die benannt werden soll (z.B. lachen, 3. Person, Einzahl, Vergangenheit – er lachte). Sobald das Prinzip verstanden wurde, kann diese Übung in Partnerarbeit fortgeführt werden. Aus den gebildeten Wörtern können nun Sätze geschrieben werden.

Die Zeitmaschine der Wörter

Für sich und andere schreiben: „Meine Zeitreise“

Nachdem sich die Kinder im Erzählkreis bereits mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt haben und erste Ideen für „Zeitreisen“ sammeln konnten, bietet es sich an, Texte zu einer Zeitreise schreiben zu lassen. Als Schreibimpuls kann ein Klassengespräch dienen:

  • In welche Zeit würdest du gern reisen? Und warum?
  • Was würdest du auf deiner Zeitreise erleben?

Dabei können sowohl kreativ-erzählende als auch sachlich-argumentierende Schreibergebnisse entstehen.

Richtig schreiben: Übungswörter und Verbformen

Beim Schreiben „Meine Zeitreise“ werden die zuvor erarbeiteten Zeitformen genutzt und geübt. Die richtige Bildung und Schreibung der Verben wird fokussiert.

Gleichzeitig werden klassenbezogene Übungswörter erarbeitet (z.B. Zeitkapsel, Zeitmaschine, Präsens, Vergangenheit) und individuelle Wörter genutzt (z.B. Indianervolk, Biber, Hieroglyphen).

Lesen: Sachtexte und Kinderbücher

Zum Lesen bieten sich themenorientierte Sachtexte an, z.B. zum Leben auf dem Land früher und heute. Dabei kann u.a. das sinnentnehmende Lesen geübt werden.

Auch können Kinderbücher zum Thema vorgestellt oder (auszugsweise) gelesen werden, z.B. „Zeitreise mit den Nepomuks“.

Umgang mit Medien: Analog und digital

Beim Verfassen von Texten können analoge und digitale Medien gewinnbringend einbezogen werden, z.B. Wörterbuch, Suchmaschinen, Text am PC überarbeiten/gestalten


Möglichkeiten zum fachübergreifenden Arbeiten

Das Thema „Zeit“ bietet zahlreiche Möglichkeiten zum fachübergreifenden und projektorientierten Lernen an.

  • Mathematik: Uhrzeiten – Zeitpunkte und Zeitspannen bestimmen
  • Werken/Technik: Wie funktionieren Uhren? (→ Uhrenmuseum Glashütte)
  • Kunst: Die Schule der Zukunft malen, zeichnen, konstruieren, …
  • SU/BNE: Philosophieren über die Zukunft, Geschichts-Miniprojekte (Römer, Ägypter, Mittelalter)
  • Musik: Tänze und Musik aus früheren Zeiten, Tänze der Zukunft erfinden

Schülertexte: Meine Zeitreise

Meine Zeitreise

Ich würde gerne in die Zukunft reisen. Und zwar 50 Jahre in die Zukunft! Weil ich sehen will, wie die Erde in fünfzig Jahren aussieht, ob die Erde total kaputt ist von den vielen Abgasen und der schmutzigen Luft oder ob die Erde gesund ist und alle Menschen glücklich sind.

Und wenn ich größer bin, möchte ich eine Aktivistin werden. Wenn die Erde in ungefähr 50 Jahren zerstört aussieht, würde ich mich gerne vorbereiten und dafür kämpfen, dass die Erde gesund bleibt!

Damit die Menschen glücklich sind und bleiben.

(L., Klasse 3)

Die Zeitreise

Ich möchte in die Vergangenheit reisen.

Ich möchte sehen, wie mein Papa aussah und meine Mama und warum meine Eltern zusammen sind. Dazu werde ich 15 Jahre zurück gehen und sehen, wie sie es war.

(N., Klasse 3)

Zukunft

Ich möchte in die Zukunft, weil es dort neue Sachen geben wird. Zum Beispiel: fliegende Autos, Unterwasserautos oder etwas ganz anderes. Wird man sich aussuchen können, wie das Wetter wird oder wohin man sich teleportieren lassen möchte?

Mich interessiert am meisten, wie meine Familie aussehen wird.

Vielleicht gibt es auch neue Namen oder Sprachen, Berufe und Häuser.

Vielleicht gibt es ja auch neue Spiele und Spielzeuge, Anziehsachen oder Frisuren mit außergewöhnlichen Farben.

Vielleicht gibt es auch andere Schulhefte, neue Blumen oder farbiges Gras, Wörter oder Buchstaben, neue Filme oder Gedichte, Länder und Städte, Computer oder Telefone, neues Essen und auch Nachtisch.

Ob sich wohl auch die Natur verändert und es neue Tierarten gibt?

Ich hoffe, dass es keinen Krieg geben wird.

(R., Klasse 3)


fachübergreifender Unterricht auf Schulimpulse:

In der Zahlenrätsel-Werkstatt: Zahlenrätsel verfassen und lösen
Der Gestaltungstag – eine Form individuellen Lernens
Mediennutzung im (Sach-)Unterricht der Grundschule
Hummeln – fachübergreifendes Lernen im Anfangsunterricht
Wetter, Thermometer und Wetterprotokoll
Schreiben im Anfangsunterricht: Frühlingselfchen
Sachunterricht fachübergreifend gestalten: Das Schneeglöckchen
Komplexe Leistung: Wintergedichte
Bildergeschichten erzählen und schreiben
Kinder verfassen Gedichte
Familie Blatt – Laubblätter im Sach- und Kunstunterricht
Fantasietiere: ein fachübergreifendes Projekt für den Kunst- und Deutschunterricht

Judith Köhler

Letzte Aktualisierung: 17. September 2023